Das Prinzip von Ursache und Wirkung und wie es unseren Alltag beeinflusst.
Alles begann mit einer ganz normalen Alltagssituation. Ich wollte zu einem Treffen mit meinen buddhistischen Freunden, um gemeinsam zu meditieren. Dabei fiel mir auf: Dringend muss ich noch Benzin aufnehmen, der Zeiger meiner Tankuhr war schon im roten Bereich! Also fuhr ich an eine Tankstelle. Mein Auto habe ich dabei so geparkt, dass sich die Tanköffnung in gleicher Höhe mit der Zapfsäule befand. Während ich tankte und die Euroanzeige ratterte, bemerkte ich, wie ein anderes Fahrzeug von vorne an meinem Auto vorbei an die Tanksäule neben mir fuhr.
Der Fahrer, um die 50 in Jeans und brauner Cordjacke, stieg aus dem Wagen und rief laut und verärgert in meine Richtung: „Sie sind aber ganz schön weit vorgefahren, ich bin da ja fast nicht rumgekommen!“. Machen Sie das immer so – Leuten den Weg blockieren?! Ich habe schließlich nicht alle Zeit der Welt!“. Er klang sehr aufgebracht und aggressiv. Irgendwie erinnerte er mich an den „Seewolf“, eine Filmfigur aus den 70ern. Das fühlte sich ganz und gar nicht gut an, so laut beschimpft zu werden und ich war mir auch keiner Schuld bewusst. Ich war sehr betroffen und fühlte mich alles andere als wohl! In mir stieg ziemlicher Ärger auf, „Was soll das?“, dachte ich. Ich fühlte mich völlig zu Unrecht angegangen.
Wie fünf Worte den Tag retten können
Ich wollte gerade meinem eigenen Ärger über ihn Ausdruck geben und ordentlich zurück poltern, ihm aufzeigen, dass er irrt, als plötzlich in mir etwas anderes aufstieg. Nämlich der Wunsch, genau dies nicht zu tun, weil es nur noch mehr Ärger hervorbringen würde. Bei mir und bei ihm. Ich wunderte mich dennoch über mich selbst, als ich mich mit tiefer Aufrichtigkeit zu ihm sagen hörte: „Das tut mir sehr leid“. Von einer Sekunde zur nächsten veränderte sich die Atmosphäre. Und das Erstaunliche war – er reagierte sofort darauf und suchte die Ursache bei sich selbst: „Vielleicht bin ich ja auch einen zu großen Bogen gefahren und deshalb nicht so gut rumgekommen“ grummelte er, mein Seewolf war schon etwas freundlicher. Die aggressive Stimmung vom Anfang löste sich blitzschnell auf.
Ich gelobe nicht zornig zu werden, sondern harmonisch zu sein.
Jetzt verstanden wir uns. Wir sind zwei Menschen an einer Tankstelle und jetzt sind wir sogar Verbündete, dachte ich erleichtert. In diesem Moment stieg Glück in mir auf und Dankbarkeit für die Kraft, die mir den richtigen Weg in dieser Situation gezeigt hatte. Mein buddhistisches Gelöbnis „Ich gelobe nicht zornig zu werden, sondern harmonisch zu sein.“ war in dem Moment einfach da. Es wirkte in mir und hat mich im entscheidenden Moment in die richtige Richtung gelenkt. Wir nickten uns noch freundlich zu und widmeten uns wieder unserer eigentlichen Absicht, nämlich unsere Wagen zu betanken.
Diese Situation ist für mich ein gutes Beispiel dafür, was wir als Einzelne tun können, um diese Welt friedlicher zu machen. Dabei hätte die Geschichte auch ganz anders ausgehen können. Wir hätten uns richtig streiten können. Dann hätten wir beide unseren Ärger weitergetragen, von dieser Tankstelle zu unseren Mitmenschen. Die angestaute Wut hätte vielleicht noch manch anderes Feuer entfacht.
Was wir tun, kommt zu uns zurück.
Was wir tun, kommt zu uns zurück. Unser Handeln ist ausschlaggebend. Als Buddhistin ist mir dies als Prinzip von Ursache und Wirkung bekannt. Alle sind miteinander verbunden und Alles ist Eins. Auch der Mann an der Tankstelle und ich sind miteinander verbunden. Buddha lehrte: Hass wird nie durch Hass besiegt, sondern nur durch Liebe und Mitgefühl. Genau das konnte ich spüren an jenem Tag an der Tankstelle.
Unsere Welt braucht dringend Frieden. Wir können nicht jetzt und hier die ganze Welt verändern, aber wir können durchaus selber Frieden kreieren. Gleich welcher Religion wir angehören, können wir unsere Mitmenschen so behandeln, wie wir selber behandelt werden möchten. Es bedarf dafür manchmal nicht mehr als fünf Worte! „Es tut mir sehr leid“ kann ein kleines Wunder bewirken.
Vielleicht erleben auch Sie eine Situation, in der Sie die Entscheidung treffen, die Waffen niederzulegen, einen Schritt zurückzutreten und damit ein wenig Frieden in diese Welt zu bringen.