Hallo Ihr Lieben da draußen – ich bin schon ziemlich lange mit der buddhistischen Praxis unterwegs. Das bedeutet, ich meditiere, mache buddhistische Körperübungen und befasse mich mit der buddhistischen Lehre.
Unsere Praxis, wenn man sie schafft voll umzusetzen, ist recht umfangreich. Morgens machen wir 108 Verbeugungen, danach Dehnungs- und Kräftigungsübungen, die wir Ki Song nennen. Im Anschluss meditieren wir noch bis zu 30 Minuten. Und das ist nur die Morgenpraxis. Ich erinnere mich gut daran, immer wieder das Gefühl zu haben, nicht genug zu praktizieren und mich nicht ausreichend im Format der buddhistischen Praxis weiterzubilden.
Zusammen mit meinem Mann leite ich ein Catering Unternehmen, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Unser Tag beginnt in den frühen Morgenstunden ab 5:30 Uhr und endet spät in der Nacht.
Im Catering Alltag gibt es viele Aufgaben, die über das Kochen und Bewirten hinausgehen: wie Gäste die bei einer Hochzeit um 5:00 Uhr in der Früh, ihr Handy für das Taxi nicht mehr selbst bedienen können.
Oder, Ich kann mich an eine Situation erinnern, wo wir in einer langen Veranstaltungsnacht am weg heim, mit 2 LKWs, so müde waren, dass wir uns gegenseitig per Handy angerufen haben, um nicht während der Rückfahrt einzuschlafen und dazu im Radio Purple Rain von Prince aufgedreht hatten.
Dazu kommt das Kochen für private Airline Unternehmen, deren Kunden auf der Wunschliste vom Wiener Schnitzel über den Waldbeer-Vitamin Smoothie und Cupcakes mit Einhörnern, bis zum Sandwich mit Prinzen Dekor so allerhand auf Ihrer Wunschliste haben.
Nach einem langen Tag stellt sich dann doch diese extreme Müdigkeit ein. Ich nicht weis, ob ich lachen oder weinen soll. Nach einem Arbeitstag in unserem Unternehmen fiel es mir oft sehr schwer noch an die buddhistische Praxis zu denken.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen – da ich nicht zu den vielen schönen buddhistischen Seminaren reisen konnte, die vorwiegend an den Wochenenden stattfinden. Ich habe mich auch gefragt: Was tue ich eigentlich für andere?
Ich war mir lange nicht sicher, ob ich genug praktiziere, aber eines Tages fiel mir über das Lesen der Reminder (Lehrtexte unserer buddhistischen Meisterin Ji Kwang Dae Poep Sa Nim) diese wunderbare und äußert wertvolle Zitat auf.
8444 23. Juli 2015, Lotus Buddhist Monastery
Wenn es die eigene Pflicht oder Arbeit ist, sich wirklich um andere zu kümmern und allen anderen zu dienen und wenn es das ist, was alle brauchen und wollen, dann ist es wichtig, alle persönlichen Bedingungen zu beseitigen und in diese Richtung zu gehen.
„ Arbeit ist Praxis“ und „das ganze Leben ist Praxis“
Dass ich doch auch gerade in meinem Beruf, bei diesem Tun der Arbeit, durch die Konzentration darauf, übe im „Hier und jetzt“- zu sein wie bei der Meditation und mit meiner Liebe zum Kochen und der Energie, die ich da hineingebe, sowohl den Gastgeber als auch die Gäste glücklich mache. Sozialer Buddhismus beinhaltet auch anderen eine Freude zu bereiten.
Ich war richtig erleichtert und sehe meine Arbeit im Catering Unternehmen als großen, wertvollen Teil der Praxis.
Ich habe mir voll und ganz ein gestanden, dass mein Beruf nicht zu viel Zeit für anderes übrig lässt und dass dies voll in Ordnung ist.
Durch meine neue Sichtweise hat sich vieles geändert – ich habe nicht mehr das Gefühl, an einem anderen Ort sein zu müssen, um in der spirituellen Praxis voranzukommen.
Mir wurde tief bewusst, dass ich den Sozialen Buddhismus praktiziere, der eben genau in unserem Alltag stattfindet und ich ebendiese Herausforderung annehmen darf, – als eine Aufgabe, die für mich bestimmt ist.
Ich darf mir genau dafür Zeit nehmen,- für meinen Beruf, – für meine Berufung – und sehe seitdem einen riesigen Anteil der Praxis in meinem Beruf. Durch den entspannten Umgang mit der Zeit hat sich das positiv auf mich selbst und auch auf die Mitarbeiter übertragen.
Sie erleben mich mit Freude am Kochen, am Kreieren und haben selbst durch unseren lockeren Umgang viel mehr Spaß daran gewonnen, auch wenn es mal länger dauert.
Jede Herausforderung an uns ist auch eine an unsere Mitarbeiter und ich kann sagen im Team macht es so viel Freude zu arbeiten und wenn es drauf ankommt, schaut keiner auf die Uhr.
Weil Arbeit schlussendlich auch Praxis ist.
Für mich praktizieren jetzt irgendwie alle da draußen in Ihren Jobs „LUSTIG „ 😊
Eure Dina